Rudi Johann Wilhelm Steffens
Forschung
Rudi Johann Wilhelm Steffens
Rudi Johann Wilhelm Steffens (geboren am 18. November 1911 in Essen, gestorben am 22. April 1945 im KZ Mauthausen) war ein deutscher Kommunist und Opfer des Nationalsozialismus. Im Oktober 1927 zog Rudis Familie aufgrund von Arbeitslosigkeit nach Gronau (Westfalen). Mit 15 Jahren wurde Rudi Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD) und später Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Die Verfolgung der Mitglieder der KPD und KJVD begann unmittelbar mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten. Im Zuge der Terrormaßnahmen des NS-Regimes nach dem Reichstagsbrand fanden am 28. Februar 1933 auch in Gronau Hausdurchsuchungen bei Kommunisten statt. Rudi Steffens wurde auch von der Gestapo verhaftet, jedoch kurz danach freigelassen. Rudis Vater, Rudolf Steffens, wurde auch neun Monate im KZ Esterwegen festgehalten.
Am 28. Februar 1933 wurden
KPD und KJVD verboten. Im Verlauf verschiedener Hausdurchsuchungen wurden immer
weitere Mitglieder und Funktionäre der KPD festgenommen und in Schutzhaft
genommen. Mehrere Kommunisten kamen in Konzentrationslager. Rudi, wie auch andere
KPD-Mitglieder, setzten ihre politischen Aktivitäten fort, u. a. unter den
Textilarbeitern der Firma Gerrit Van Delden in Gronau. Danach wurde er Mitglied
der KPD-Bezirksleitung Ruhr, arbeitete in Essen und in Dortmund aktiv am
Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Von der Partei wurde er als Kurier
zwischen Holland und Deutschland zur Verbreitung und Übermittlung politischer
Schriften eingesetzt. Er hielt sich in Enschede und Dortmund auf, brachte
politische Schriften aus Holland über Gronau nach Dortmund, von wo aus sie im
gesamten Ruhrgebiet verteilt wurden. Viele deutsche Kommunisten und
Widerstandskämpfer flüchteten in die Niederlande und führten dort ihre
politische Arbeit fort. Dies brachte die niederländische Regierung zunehmend in
Bedrängnis, da sie mit dem Deutschen Reich nicht in Konflikt geraten wollte.
Sie begann Druck auszuüben, woraufhin viele ihr Exil nach Belgien und später
nach Frankreich und Spanien verlegten.
Anfang 1935 wurde er aus der
Partei ausgeschlossen. Er wurde beschuldigt, ein Trotzkist zu sein. Rudi ging
nach Belgien und Frankreich, wo er weiter politisch arbeitete. Ende 1936 ging
er nach Spanien, wo er sich im Spanischen Bürgerkrieg der Partido Obrero de
Unificación Marxista (POUM) anschloss. Nach dem POUM-Verbot schloss er sich
einer anarchistischen Polizei-Einheit in Barcelona an. Im Jahr 1937 fahndete
die Gestapo nach ihm. Anfang 1939 kehrte er wieder nach Frankreich zurück und
hielt sich ab März 1939 in Tulle im Département Corrèze und in Paris auf. Ab
diesem Zeitpunkt hatte er Kontakte zum Hilfskomitee für ehemalige
Spanienkämpfer in Paris.
Im Juni 1939 wurde er
kurzzeitig inhaftiert. Schließlich wurde er am 15. Oktober 1943 in Marseille
erneut von der Gestapo interniert und danach zur Gestapo Münster überstellt. Anschließend
wurde er in das berüchtigte Gestapo Gefängnis „Dortmunder Steinwache“
eingeliefert, wo er vom 3. April 1944 bis 29. August verhört und gefoltert
wurde. In dieser Zeit konnten die Eltern Rudi in Dortmunds Steinwache alle 14
Tage für jeweils 15 Minuten besuchen.
Von dort wurde er am 2.
September 1944 in das KZ Dachau eingewiesen (Häftlingsnummer: 97.989,
NS-Haftkategorie: Schutzhaft) und am 14. September 1944 in das KZ Mauthausen
überstellt (Häftlingsnummer: 99.219). Dort wurde er ab 20. September 1944 als
Zwangsarbeiter im KZ Mauthausen / Kommando Gusen Bergkristall eingesetzt und
ist am 22. April 1945 im KZ Mauthausen / Kommando Gusen verstorben.
Die Familie Steffens bekam
Nachricht, dass ihr Sohn an Lungentuberkulose verstorben sei. Mutter Hermine
Alma Steffens starb 1946. Der Vater, Rudolf Steffens, starb 1967. Er war ein
Textilarbeiter wie Rudi und arbeitete ebenfalls in der Firma Gerrit van Delden.
Seine Schwester, Ernestine Alma war Mitglied der KPD bzw. ab 1968 bis zu ihrem
Tod Mitglied der DKP. Gegen den Widerstand der Evangelischen Kirche und nach
zähen Auseinandersetzungen setzte Alma durch, dass Rudis Name mit auf den
Grabstein der Eltern geschrieben wurde, welche auf dem Evangelischen Friedhof
Ochtruper Straße liegen. Er wurde durch einen Stolperstein in Gronau geehrt.
Quelle:
Sahin Aydin: Ein junges Leben, gelebt und gestorben für eine gerechte Sache,
Rudi Johann W. Steffens, Eine Politische Biografie. KDFK e. V., 2014.